Manila

Gestern kehrte ich nach Australien zurück. Die vergangenen drei Wochen verbrachte ich in den Philippinen und der Schweiz.

Anlässlich einer Geschäftsreise betrat ich zum ersten Mal philippinischen Boden. In Manila wurde ich mit dem hektischen, teilweise chaotischen und, trotz des feuchtheissen Klimas, erfrischenden Alltag Südostasiens konfrontiert.

Gleich nach der Ankunft fand ich mich im anfänglich beängstigenden Verkehrschaos der philippinischen Hauptstadt wieder. Strassenmarkierungen und Schilder scheinen hier mehr der Verzierung als der Ordnung zu dienen. Es wird gehupt was das Zeug hält. Autos stehen und fahren kreuz und quer. Immer wieder streift mein Taxi gefährlich nahe an Fussgängern, Radfahrern und anderen Verkehrsteilnehmern vorbei. Gleichzeitig bietet sich mein Fahrer für stetig sinkende Preise als mein Chauffeur für einen Tag, ein Wochenende oder wie lange auch immer an. Willkommen in Südostasien.

Bevor ich sicher mein Hotel erreiche, wird das Taxi vor der Einfahrt mehr oder weniger gründlich (wohl auf Bomben und Waffen) überprüft. Mit einen Spiegel wird selbst der Unterboden inspiziert. Ich bin mir nicht sicher, ob ich mich jetzt sicherer oder doch eher bedrohter fühlen soll. Vor dem Hoteleingang folgt eine weitere Überprüfung; diesmal bin ich an der Reihe und werde mit einem mobilen Metalldetektor untersucht. Anschliessend darf ich die imposante, von der Aussenwelt abgeschirmte Empfangshalle betreten. Dieser Ort wird sich in den folgenden zwei Wochen zu einem bevorzugten Refugium vor Hitze und Hektik entwickeln.

Im Geschäft angekommen, gehen die Sicherheitschecks weiter. Hier wird mein Handgepäck zwar nicht immer, dafür aber meistens mehrfach überprüft. Interessanterweise werde ich am regelmässigsten kontrolliert, wenn ich das Gebäude nach Feierabend verlassen will. Irgendwie merkwürdig; vielleicht möchte man damit die Strassen sicherer machen. Dass dies nicht wirklich gelingt, wird mir jeweils spätestens bei der nächsten Taxifahrt bewusst.

Eines Abends stehe ich mir vor dem Bürogebäude die Füsse wund. Nach etwas mehr als einer halben Stunde entscheide ich mich dafür, meinen Arbeitstag im Geschäft zu verlängern; zu aussichtslos das Unterfangen, um diese Uhrzeit ein Taxi zu finden. Schliesslich verlassen wir das Büro wenig später zu dritt; und sind damit erfolgreicher. Unser Taxi macht sich auf den Weg Richtung Hotel, um nach ca. 15 Minuten wieder an den Ausgangsort zurückzukehren. Dies scheint unseren Fahrer trotz unserer kritischen Äusserungen nicht zu interessieren. Er setzt seine Fahrt unbeirrt fort, zeigt uns interessante, teilweise etwas verwahrloste, aber für unser Verständnis authentische Viertel Manilas. Nach ungefähr 45 Minuten erreichen wir die Umgebung unseres Hotels, steuern aber erneut in die falsche Richtung. Wir versuchen, unserem Fahrer verständlich zu machen, dass wir nicht im von ihm angesteuerten Hotel logieren; ohne Erfolg. Schliesslich geben wir auf und lassen uns vor den Eingang des falschen Hotels chauffieren. Ohne zu murren steigen wir aus und entschliessen uns dazu, unseren Abend in dieser Umgebung zu verbringen und später zum richtigen Hotel zurückzulaufen.

Als wir in der folgenden Woche für ein Nachtessen an diesen Ort zurückkehren, entdecken wir auf einem unserer Teller neben frischem Fleisch, Fisch und Gemüse eine besondere, lokale Spezialität: Ganz zuunterst hat sich eine Kakerlake eingenistet und verdirbt uns zum Schluss unserer ansonsten köstlichen Mahlzeit den Apetit. Zum Glück begleitet uns eine einheimische Geschäftskollegin, welche so etwas nicht auf die leichte Schulter nimmt. Nach dreissigminütiger, zäher Verhandlung folgt das Resultat: Die Speisen gehen am heutigen Abend zu Lasten des Restaurants.

Überhaupt scheint Verhandlungsgeschick eine der wichtigsten Fähigkeiten zu sein, um in Manila bestehen zu können: Als uns an einem anderen Tag ein weiterer einheimischer Geschäftskollege in seinem Auto die Stadt zeigt, wird uns bewusst, das Strassenmarkierungen offenbar doch nicht nur zur Zierde die viel befahrenen Strassen schmücken. Zuerst kann unser Gastgeber  noch erfolgreich einem lokalen Busfahrer ausweichen, welcher wie immer unangekündigt die Spur wechselt. Dieses für uns erfolgreiche Verkehrsmanöver ist nun aber einem Verkehrspolizisten ein Dorn im Auge. Wie auch immer erspähte dieser inmitten des zähflüssigen Verkehrschaos eine Übertretung. Es folgte eine halbstündige Verhandlung, welche mit der Androhung eines Ausweisentzuges begann, sich mit der Präsentation eines behelfsmässig aussehenden Bussenkataloges fortsetzte und schliesslich mit der Bezahlung von umgerechnet ca. 4 Dollar endete.

Neben diesen amüsanten Erlebnissen werden mir die Geduld, Fröhlichkeit und Gastfreundschaft der Einheimischen noch lange in Erinnerung bleiben. So wie übrigens auch mein Abstecher in die Schweiz, zu welchem ich mich mehr oder weniger spontan in Manila entschloss.

Dort durfte ich an Katjas und Philipps Hochzeit teilnehmen, besuchte meinen Grossvater im Spital, traf Göttikinder, Familie und Freunde und stattete meinen Arbeitskollegen in Zürich und Basel einen Besuch ab. Leider waren die knapp sechs Tage viel zu schnell vorbei. Es hat sich aber auf jeden Fall gelohnt.

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